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Genau vorgegebene Kriterien müssen die Anwärterinnen und Anwärter erfüllen, um die Grundausbildung beginnen zu können.

Über Nachwuchsprobleme braucht sich die Bergrettung Tirol nicht den Kopf zu zerbrechen. Das Interesse für den alpinen Rettungsdienst ist ungebrochen – und dies, obwohl die Aufnahmekriterien alles andere als einfach sind, wie Christian Eder, Schulleiter im Ausbildungszentrum Jamtal, erklärt. Bevor mit der Ausbildung zur Bergretterin bzw. zum Bergretter begonnen werden kann, müssen die Interessierten mindestens zehn Monate in ihrer Ortsstelle aktiv gewesen sein. Sie ist die erste Anlaufstelle für alle, die sich für den Dienst am Berg begeistern. Um dort aufgenommen zu werden, müssen tirolweit einheitliche Kriterien erfüllt sein, darunter die körperliche und geistige Eignung der Kandidat*innen, die zeitliche Verfügbarkeit für die Einsätze und die Ausbildung und die Bereitschaft, ehrenamtlich und freiwillig mitzuarbeiten. Die Anmeldung bei der Landesleitung der Bergrettung Tirol erfolgt dann durch die Ortsstelle.

 

Klettern, Seiltechnik, Tourenbericht

Nach zehn Monaten als Anwärterin bzw. Anwärter kann die Anwärterüberprüfung absolviert werden. „Diese findet zweimal im Jahr statt – und zwar mit einem Sommer- und einem Winterteil. Für jeden gibt es zwei Termine“, erläutert Eder. Diebeiden Überprüfungen sind wiederum genau geregelt. Für die Anwärterüberprüfung Sommer muss ein vollständig ausgefüllter und nachvollziehbarer Tourenbericht vorgelegt werden, außerdem die Bestätigung eines 16-stündigen Erste-Hilfe-Kurses. „An drei Stationen schauen wir uns dann an, wie sich die Anwärterinnen und Anwärter im Gelände bewegen, wie ihre Seiltechnik ausschaut und welche Kletterkenntnisse sie haben. Wichtig ist: Alle drei Stationen müssen positiv absolviert werden, sonst muss die gesamte Überprüfung erneut gemacht werden.“

Konditionscheck und Skitechnik

Bei der Anwärterüberprüfung Winter wird eine Skitour mit etwa 1.000 bis 1.300 Höhenmetern absolviert, bei der die Frauen und Männer einen Stundenschnitt von 500 Höhenmetern erreichen müssen. Überprüft werden u. a. noch die Spitzkehrentechnik und der Parallelschwung in allen Schneearten. Teilnehmende, die keine komplette Skitouren- und Sicherheitsausrüstung (inklusive Helm) dabeihaben, werden von der Überprüfung ausgeschlossen. Probleme gibt es auch für Snowboardfahrer, die nicht Ski fahren können. „Im Einsatz müssen wir schwere Rucksäcke tragen, mit dem Ackja abfahren und lange Querungen machen können. Das funktioniert mit Snowboards nicht so, wie wir es brauchen“, nennt Eder die Hintergründe. Aus diesem Grund wird bereits im Vorfeld geklärt, ob Snowboardfahrer*innen auch perfekt Ski fahren können.

 
Können auf hohem Niveau

Die Kriterien für die Anwärterinnen und Anwärter sind deshalb so strikt, weil die Bergrettung eine alpin- und medizintechnische Ausbildung bietet. Bergsteigerisch und klettertechnisch müssen alle bereits ein Können auf hohem Niveau mitbringen. Trotz der hohen Anforderungen treten jedes Jahr
etwa 150 Interessierte bei den Anwärterüberprüfungen an. „120 bis 130 schaffen es jedes Jahr und können nach den beiden Überprüfungen in die Grundausbildung einsteigen“, berichtet Eder, der mit einem Team von Bergführern, die auch als Ausbildner im Jamtal arbeiten, die Anwärterüberprüfungen abnimmt. Der Großteil, der beim ersten Antreten die erforderlichen Punkte nicht erreicht, tritt ein zweites Mal an. „Manche werden da richtig ehrgeizig“, schmunzelt Eder. Er rät allen Interessierten, sich sorgfältig vorzubereiten. „Das heißt, für den Einsatz im Schnee die Skitechnik zu perfektionieren und für die Anforderungen im Sommer nicht nur im Klettergarten zu trainieren, sondern auch im alpinen Gelände unterwegs zu sein. Wir brauchen Leute, die im alpinen Gelände – egal ob im Winter oder Sommer – perfekt unterwegs sind.“ Alle Infos für interessierte Frauen und Männer sind übrigens auf der Homepage der Bergrettung Tirol (www.bergrettung.tirol) abrufbar – und zwar von den Kriterien für die Aufnahme über den offiziellen Aufnahmeantrag, die Vorlage für den Tourenbericht bis zu Ablauf, Kriterien und Materialliste für die Anwärterüberprüfung. Weiters gibt es noch eine Übersicht zu den Ortsstellen. 

TEXT Christa Hofer  FOTOS Bergrettung Tirol