HIER WERDEN BERGRETTER GEMACHT
HIGH TECH IM INNEREN
Seit 2007 dient das Ausbildungszentrum Jamtal als Schulungszentrale für aktive und werdende Bergretter.
Die Hütte wurde seitdem laufend modernisiert und ermöglicht so die Durchführung von Kursen nach neuestem Stand der Technik. Es gibt wohl wenige Berghütten, bei denen ein Glasfaserkabel bis in den Lehrsaal führt.
Auch in der Umgebung der Hütte wurden perfekte Rahmenbedingungen für die Ausbildung geschaffen – sei es für die Rettung aus einer Steilwand oder der Schlucht eines Wildbaches. Alle Szenarien können, nur einen Steinwurf von der Hütte entfernt, durchgespielt werden. Und dann ist da noch die Nähe zu den 3000ern der Silvretta und ihren mächtigen Gletschern…
Ganz im Westen, ganz hinten
Das Ausbildungszentrum befindet sich im Jamtal, welches von Galtür im Paznaun in südlicher Richtung verläuft. Von Galtür bis zur Hütte sind es stattliche 11 Kilometer, die speziell im Winter manchmal eine Hürde darstellen. Sei es für den Kursteilnehmer, der die Strecke mit Tourenski begehen muss, aber auch für die Belieferung und die generelle Erreichbarkeit bei Lawinengefahr.
Ja, gerade um die Ecke ist es für viele nicht. Aber seitens des Landes Tirol bekam die Bergrettung die einmalige Chance ein derartiges Objekt für Ausbildungszwecke zu bekommen. So ist es möglich die Kosten für die Ausbildung wesentlich zu verringern.
Christian Eder - Schulleiter
Christian ist Bergführer aus Ginzling und seit 2009 als Ausbilder im Jamtal tätig. Mittlerweile übt er die Rolle als Ausbildungsleiter der Bergrettung Tirol hauptberuflich aus. Zusätzlich zu dieser Aufgabe ist er auch mit der Schulleitung im Ausbildungszentrum Jamtal betraut. Er ist somit für die Koordination und Durchführung der Kurse, für die Kursteilnehmer und für die Logistik rund um die Hütte verantwortlich.
Vinzenz Klimmer - "Hüttenwirt"
Unser Vinzenz ist „Hüttenwirt“ und Koch im Ausbildungszentrum Jamtal. Der ehemalige Haubenkoch aus St. Anton zaubert immer wieder Gerichte auf den Tisch, die man in einer solchen Hütte nicht erwartet. Neben der Küche ist Vinzenz für die Einhaltung der Hüttenregeln und die Sauberkeit in allen Bereichen verantwortlich. Am Ende eines Kurses müssen die Teilnehmer die Hütte reinigen. Oberflächliches Putzen geht bei Vinzenz nicht durch.
Einst als Hochgebirgsschule der Zollwache erbaut, stellt die Hütte nun das Herz der Ausbildungstätigkeit der Bergrettung Tirol dar.
Die beiden Häuser blicken dabei auf eine bewegte Geschichte zurück. Während der NS-Zeit gelang vielen vom Regime verfolgten Personen die Flucht in die Schweiz. Unterstützt wurden sie dabei durch einheimische Bergführer, die wegen ihrer Ortskenntnis exzellente Fluchthelfer waren. Die Führung der Zollwache reagierte daher mit dem Bau einer Hochgebirgsschule, welcher 1941 abgeschlossen wurde. Zu dieser Zeit waren bis zu 40 militärisch ausgerüstete Zöllner im Dienst.
Nach dem Krieg durchliefen Beamte der Zollwache aus ganz Österreich 14-tägige Sommer- und Winterkurse im Jamtal. Neben unzähligen lustigen Anekdoten erinnern sich ehemalige Ausbilder auch an viele heikle Situationen, wenn man beispielsweise wetterbedingt für eine Woche oder mehr von der Außenwelt abgeschnitten war.
Schließlich konnte die Bergrettung, dank der Unterstützung des Landes Tirol, intensiv in das Ausbildungszentrum investieren. Mit der feierlichen Eröffnung im Juli 2007 wurde das vorerst letzte Kapitel der Hütte aufgeschlagen.
Die stetig steigenden qualitativen Anforderungen an die Ausbildung, sowie hygienetechnische Aspekte und nicht zuletzt auch jener Umstand, dass immer mehr Frauen der Bergrettung beitreten, machten in den letzten Jahren mehrere Umbauten nötig.
Dank der großzügigen Unterstützung durch das Land Tirol konnten zwei große bauliche Veränderungen vorgenommen werden.
Im Jahre 2015 wurde das Dach der Hütte um ca. 60cm angehoben, und mit Oberlichten unterbaut. Bis dahin hatten die Mannschaftsunterkünfte den Charakter eines dunklen Lagers einer Schutzhütte. Nun wurde es aber hell und die Unterkunft wurde neu ausgebaut, mit abgeteilten Schlafkammern und Schränken – und dies mit hellem Holz.
So wurde aus dem ursprünglich dunklen Dachbodenlager eine freundliches, helles Mannschaftsquartier, in das man sich nach einem langen Schulungstag gerne zurückzieht.
Ein weiterer – massiver -Umbau folgte 2020. Hier hat man das Innenleben der Hütte fast zur Gänze geändert. Die Küche wurde um ein Vorratslager inkl. Kühlzelle erweitert. Durch diese Änderung hat sich eine Hälfte des Erdgeschosses komplett verändert. Der Eingang musste verlegt werden, dafür musste eines der ursprünglichen Schlafzimmer weichen.
Durch diesen Umbau ist nun aber auch der Lagerraum über eine Treppe erreichbar – und nicht wie früher über eine Bodenluke.
Die Toiletten mussten durch die Küchenerweiterung auch verlegt werden, und befinden sich nun – getrennt in Damen- und Herrenbereich – im Keller der Hütte.
Generell sind die Sanitäranlagen, Heizung und die IT-Ausstattung komplett modernisiert worden.