Bergretterinnen und Bergretter müssen ganzheitlich ausgebildet sein: Sie müssen nicht nur über bergetechnisches Wissen verfügen, um einem in Not Geratenen zu helfen, sondern ihn auch medizinisch erstversorgen können. Diesem Umstand werden die neuen Kombi-Kurse im Ausbildungszentrum Jamtal gerecht. Vier Mitglieder der Ortsstelle Matrei am Brenner " Ortsstellenleiter Robert Hörtnagl, Peter Augschöll, Christian Isser-Pöschl und Wolfgang Volderauer " haben im Sommer den Alpin-Medic I-Kurs absolviert, der gemeinsam mit dem Kurs Dyneema I angeboten wurde. "Wir haben die Dyneema-Ausbildung bereits absolviert, aber sanitätsmäßig wollten wir uns weiterbilden", schildert Robert Hörtnagl die Gründe, warum sich die vier für diesen Kurs interessierten. "Als wir uns angemeldet haben, war uns gar nicht bewusst, dass es ein Kombi-Kurs ist. Es hat sich dann aber schnell herausgestellt, dass das Format perfekt ist", berichtet Peter Augschöll.
Übungen näher an der Realität Überzeugt haben die vier nicht nur die inhaltlichen Schwerpunkte, sondern auch die Übungen, die mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Dyneema-Ausbildung gemacht wurden. "Dadurch waren die Übungen auch viel komplexer und damit realitätsnaher", zeigt sich Christian Isser-Pöschl begeistert. Im Rahmen des Kurses wurde etwa ein Fahrzeugabsturz mit vier Verletzten simuliert. "Während die eine Gruppe sich um die Bergung kümmerte, waren wir für die medizinische Versorgung zuständig", erklärt Wolfgang Volderauer.
Ständige Wiederholungen Positiv fanden die vier Bergretter, wie gesagt, auch die medizinische Ausbildung. "Am interessantesten fand ich den Patientencheck, außerdem die Art, wie das Wissen vermittelt wurde", erzählt Augschöll. "Das Ganze war als Drill-Übung konzipiert, also ziemlich militärisch angehaucht", ergänzt Volderauer. Hintergrund des Konzeptes: "Wenn einem nur einmal etwas gezeigt wird und man es dann auch nur einmal wiederholt, bringt das nicht viel. Wenn man aber zu zweit eine halbe Stunde lang dieselbe Maßnahme wiederholt, dann merkt man sich das auch", betont Hörtnagl. Interessant fanden die Matreier zusätzlich die Vereinfachung in der San-Ausrüstung. "Wir haben gelernt, dass man mit weniger Material auch viel erreichen kann", schildert Isser- Pöschl. Als Beispiel nennt er die Israeli Bandage, die klein und kompakt, aber vielseitig einsetzbar ist. Ein Resultat daraus: In der Ortsstelle wird das Material, das für die Einsätze gebraucht wird, neu überdacht und entsprechend angepasst. Weniger Material bedeutet gleichzeitig weniger Gewicht, was die Arbeit am Berg in der Folge erleichtert, sind alle überzeugt. Ihr neu erworbenes Wissen werden sie jedenfalls an ihre Kameradinnen und Kameraden bei den Schulungen in der Ortsstelle weitergeben. Und der nächste Alpin-Medic-Kurs ist auch schon geplant. So bald wie möglich werden sie den zweiten Teil im Jamtal absolvieren.
Autor:"Christa Hofer